Wie an den meisten Sonntagabenden finde ich mich auch in diesen letzten Stunden des letzten Oktoberwochenendes an meinem Laptop wieder, um Euch von meinen Erlebnissen zu berichten. Wie der Titel es schon ankündigt, die letzten sieben Tage waren ein reiner Genuss - und das auf sämtlichen Ebenen.
Da sowohl in Frankreich als auch in Deutschland momentan Herbstferien sind, haben wir diese Woche keine Schüler im Centre empfangen, sondern eine siebenköpfige Gruppe bestehend aus Jungen und Mädchen im Alter von circa sieben Jahren. Begleitet wurde die groupe périscolaire, was man mit einem Kinderhort oder einer Ganztagsschule vergleichen kann, von den beiden Betreuern Claudine und Mohamed, die ganz oben auf meiner Sympathieliste der bisherigen Begleiter stehen. Die Animationen, das Arbeiten und das Zusammenleben mit den Kindern hat unglaublich viel Spaß gemacht und ich habe schon lange nicht mehr so eine Lebensfreude, solch großen Enthusiasmus und so eine Dankbarkeit gesehen. Bei allen Programmpunkten waren die Kleinen mit Herz und Seele dabei, wollten immer helfen, haben ihr Bestes gegeben, ein paar Brocken Deutsch zu sprechen, sich immer bedankt und sich für alles interessiert - verglichen mit den unmotivierten Neuntklässlern, die wir sonst im Centre beherbergen ein einziger Traum :)
Am Freitag hatten Theresa und ich wie angekündigt unsere erste eigene Führung und ich bin fast ein bisschen stolz zu sagen, dass wir beide unsere Sache gut gemacht und gemeistert haben. Dazu muss man sagen, dass wir glücklicherweise eine Gruppe zukünftiger Erzieher hatten, die sehr interessiert war, Fragen zu den verschiedenen Einzelschicksalen gestellt hat und mit einer bewundernswerten Ausdauer bei frostigen Temperaturen über den matschigen Friedhof gelaufen ist. Der begleitende Lehrer hat uns später noch gelobt, sich bei uns bedankt und sich mit einer Flasche Rotwein für unsere Performance bedankt - besser konnte unser Wochenende eigentlich gar nicht starten.
Direkt danach hat unser dritter Freiwilliger, der mittlerweile auch schon einen Monat mit uns zusammen lebt, für alle Mitarbeiter eine ungarische Spezialität gekocht, die man mit Armer Ritter, verfeinert mit Äpfeln und Aprikosenmarmelade, vergleichen könnte. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mir den Namen nicht merken konnte, obwohl er er es mir gefühlte hundert Mal gesagt hat. Ich vermute, es liegt daran, dass Ungarisch in keinster Art und Weise mit den Sprachen verwandt ist, die ich bisher kennen gelernt habe und mir sowohl die Sprachmelodie als auch die Betonung ein einziges Rätsel sind. Wie dem auch sei, die Hauptsache ist doch, dass es geschmeckt hat.
Abends haben sich Janine, Paula und ich auf in Richtung Straßburg gemacht, wo wir uns mit Marie getroffen haben und ins Nachtleben der elsässischen Metropole gestürzt haben. Neben der Wiedersehensfreude war die nächtliche Atmosphäre in der Stadt mit allen Lichtern, dem strahlenden Münster in Petite France und vor allem all den jungen Leuten extrem imposant.
Nachdem wir die Nacht in vollen Zügen genossen und ausgenutzt haben, sind wir morgens zum Bahnhof zurückgewandelt und haben uns um genau 6:54 Uhr in den ersten Zug Richtung Niederbronn gesetzt, wo ich einen großen Teil des Tages damit verbracht habe, meinen akuten Schlafmangel zu beheben.
Doch der Samstag hat nicht nur aus Entspannung bestanden, sondern auch aus ein wenig Kultur, da Paula, Theresa und ich ins Moulin 9 gegangen sind, dem Kulturzentrum in Niederbronn, in dem auch Janine arbeitet. Gestern Abend fand dort ein Jazzkonzert statt und da wir mit unserer Vita Culture Carte unglaublich hohe Reduktionen bekommen, dachten wir, dass wir dieses Angebot mitnehmen könnten. Meiner Meinung nach hat sich der Besuch gelohnt, alleine schon, weil wir so eine Abwechslung zum sonstigen Alltag haben.
Parallel zu der Eintrittskarte haben wir einen Gutschein für ein Getränk im Casino Niederbronn, der Attraktion unseres Dorfes schlechthin, geschenkt bekommen, weshalb wir uns später dorthin gewagt haben und dort ein wenig die Szenerie beobachten konnten. Ich muss allerdings zugeben, dass ich maßlos enttäuscht war, da es sich bei diesem Casino nur um eine riesige Ansammlung von in Neonfarben blinkenden Spielautomaten gehandelt hat, vor denen Menschen mit glasigen Augen wie betäubt oder hypnotisiert auf die Tasten gedrückt haben. Im Gegensatz zu meiner Erwartung von dicken, roten Teppichen, grünem Filzbezug auf den hölzernen Roulettetischen und vornehmen Menschen in Abendkleidung, Geschmeide und mit Zigarre also das reinste Grauen. Jetzt kann ich aber immerhin behaupten, auch schonmal im Casino mit dem größten Jackpot im Elsass gewesen zu sein!
Auch heute war ein Teil des Tages der Kultur gewidmet, da wir Paula in ihrer Stelle, dem Maison de l'Archéologie, besucht haben, das seinen 20. Geburtstag gefeiert hat und mit Führungen, Mosaik legen und einem römischen Buffet gelockt hat. Die Thermen in Niederbronn haben wir auch besuchr, doch als Triererin muss ich sagen, dass die Kaiserthermen um einiges beeindruckender sind :)
Das wunderbare Wochenende wurde mit einem kulinarischen Abend in unserer WG abgerundet, den wir mit Falafel, Couscous, Tomate-Feta-Salat, Avocadocreme und indischem Aubergine-Pickle zelebriert haben. Bon appétit!
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