Samstag, 4. Juli 2015

Au revoir Niederbronn-les-Bains, l'Alsace, la France!

Wahnsinn! Unfassbar! Ich bin wieder Zuhause. Was soll ich da groß sagen? Ich versuche meine Gedanken mal kompakt zu resümieren.
Meine zehn Monate als Freiwillige sind unglaublich schnell vergangen, besonders die letzte Zeit, in der ich viel mehr am Reisen als am wirklichen Arbeiten war. Ich denke da an meine Südfrankreichreise, Tübingen, das Southside Festival und London. Diesen Abschiedseintrag schreibe ich aus Trier, wo ich mich seit Dienstag Abend wieder befinde, am 30. Juni war nämlich das offizielle Ende meines Internationalen Jugendfreiwilligendienstes.

Der Abschied von meinen lieb gewonnenen Freunden in Niederbronn, allen voran Janine, Marie, Paula und Theresa, ist mir viel schwerer gefallen als erwartet und war sehr tränenreich. Auch die letzten Fußwege durch das Dorf, das mich so herzlich aufgenommen hat, konnte ich nur mit einem dicken Kloß im Hals zurücklegen.
Bei all der Trauer über das Verlassen dieses Kapitels, tröstet mich der Plan, all diese Menschen zu besuchen und weiterhin im Kontakt zu bleiben - das ist ein festes Vorhaben! Denn aus Mitfreiwilligen sind über dieses Jahr mit all seinen Höhen und Tiefen Freunde geworden :)
Auch für meine französische Freiwilligenorganisaton ICE-RF habe ich mich als Helferin für Seminare der nächsten Volontärsgenerationen bereit erklärt und so weiß ich, dass es auch nicht das letzte Mal in Niederbronn war.

Doch nicht nur Freundschaften nehme ich aus meinem Auslandsjahr mit. Auch Offenheit, Spontaneität und die Kunst des mehr oder minder autonomen Lebens sind Lehren der vergangenen Monate. Allen voran sind es natürlich gemeinsame Erlebnisse und geteilte Erfahrungen, die meine Bilanz abrunden und sie positiv ausfallen lassen. Keine Sorge, ich möchte keine Schleichwerbung für einen Freiwilligendienst machen, aber möchte es jedem ans Herzen legen, dass man unglaublich viel sieht, fühlt und kennenlernt in so einer geringen Zeit.

Meine Trauer wird auch durch meine Vorfreude auf die kommende Zeit getilgt. Neben einem grandiosen Sommer, der am Montag mit einer einmonatigen Rucksackreise durch die USA und Kanada zusammen mit Lisa beginnt und dann von einem Abschlussseminar in Altenkirchen, über eine Besuch bei Marie in Bremen bis hin zu den traditionellen Familienbesuchen geht, steht ab Herbst ein neues und wichtiges Kapitel an: das Studium. Noch weiß ich nicht, wo es mich für die nächsten drei Jahre hinverschlagen wird, da die Rückmeldungen der Universitäten erst ab Mitte August kommen. Da ich mich querfeldein in der Bundesrepublik beworben habe, habe ich nicht einmal die leiseste Ahnung in welche Region es hingeht. Ich hoffe, dass sich meine Geduld auszahlt und ich in eine schöne und dynamische Studentenstadt ziehen werde.

Nach meinem Seminar im Westerwald werde ich mich nochmal bei Euch treuen Lesern melden und den wohl letzten Bericht auf diesem Blog verfassen, da mein Auslandsjahr dann komplett abgeschlossen sein wird.
Bis dahin wünsche ich Euch allen einen wunderbaren Sommer mit angenehmeren Temperaturen als bei der momentanen Hitzewelle, hoffentlich einen tollen und eindrücklichen Sommerurlaub sowie viel Freude und Erfolg bei allem, was auf Euch zukommen mag.

Donnerstag, 11. Juni 2015

Sortie d'Entreprise

Das französische Wort, welches ich im Titel verwendet habe, bedeutet Betriebsausflug - und das ist genau das, was am vergangenen Dienstag auf dem Programm stand. Die gesamte Mannschaft von sieben Personen, inklusive Theresa und mir, hat sich frühmorgens in den Centrebus gesetzt und ein Ziel in der Pfalz angesteuert: das Hambacher Schloss, bekannt auf Grund des Hambacher Festes von 1832.

Nach der haarsträubenden Autofahrt durch die Dörfer der Südlichen Weinstraße kamen wir in Neustadt an und konnten schon von unten auf dem Berg die Burg erkennen. Munter sind wir bei angenehmem Wetter den Waldweg zum Schloss hochgelaufen, wo wir direkt von einem Touristenführer empfangen wurden. Dieser hat uns im Schnelldurchlauf die historischen Hintergründe des Festes, sowie der Burg erklärt - ich vermute, dass ich an einem Tag noch nie aus so vielen verschiedenen Ecken den Spruch "Die Wiege der Demokratie" gehört habe.

Mittags hat uns unser Chef zum Essen in Landau ausgeführt, wo wir in einem kleinen Bistro fein geschmaust haben. Der Restaurantbesuch wurde gleich als Gelegenheit für ein Abschiedsessen für Theresa und mich verwendet, da wir beide bereits in weniger als drei Wochen unseren Freiwilligendienst im Centre beenden. Zu Spargelsalat mit Lachs und zum Dessert Tiramisu kamen also gleich noch wohlwollende und lobende Worte zu unserer Präsenz der letzten Monate.

Doch der Betriebsausflug endete nicht rührselig oder melancholisch, nein, wir hatten noch ein weiteres Ziel vor Augen - den Trifels, eine ehemals salische Burgruine, die von den Nationalsozialisten im Dritten Reich als Monumentalbau restauriert wurde. Sinn und Zweck dieses kostspieligen Anliegens war natürlich die Machtdemonstration und die weitere Manipulation Jugendlicher, da dort eine Art Ferienlager für die Hitlerjugend aufgebaut werden sollte. So weit kam es allerdings nie.

Schlussendlich sind wir wieder in Niederbronn-les-Bains angekommen, wo ich am selben Abend noch angefangen habe, mein komplettes Zimmer auszuräumen und in Kisten zu packen. Wie Ihr also sehen könnt, drehen sich hier alle Fahnen gen Abschied! Morgen steht auch schon wieder etwas an, ein kleines Picknick, das Theresa und ich für die Mitarbeiter organisieren. Die salzigen Scones mit Feta und Oliven sind gebacken, die Rhabarbermuffins ebenso - ich kann also entspannt in den heutigen Abend starten! :)

Sonntag, 7. Juni 2015

La Route des Monuments de Woerth

Den vergangenen Freitag habe ich mich komplett in meine Schulzeit zurück versetzt gefühlt, da ich den lieben langen Tag eine Quatrième des Collège du Général Mac Mahon de Woerth begleiten durfte. Grund dafür war das ehrenamtliche Engagement, was die Schüler seit fünf Jahren an den Tag legen: außerhalb ihrer Unterrichtszeit kümmern sie sich um die Instandhaltung, Reinigung und Pflege der Monumente der Denkmalstraße zu Woerth, die in Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 von den Preußen zu damaliger Zeit errichtet wurde.

Als Repräsentantin des Centres und somit gleichzeitig auch des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge habe ich die Schüler also einen Tag lang bei ihrem Projekt begleitet und auch selbst beim Moos abkratzen an Denkmälern Hand angelegt.

Doch damit nicht genug, neben dieser Arbeit haben die Schüler einen historischen Parcours ausgearbeitet, durch den sie Wandern mit Geschichte und Wissen vernküpfen wollen. Hier für haben sie sich mit den Geocacheurs de l'Alsace zusammengetan, um den Rundweg auf eine spielerische Art und Weise zu gestalten.
Bei über 35 Grad sind wir also drei Stunden durch die elsässische Landschaft um Woerth, Froeschwiller und Elsasshausen gewandert und haben Fragen für das Spiel ausgearbeitet. Belohnt wurden wir vom örtlichen Rathaus mit zwei Kugeln Eis und einem lieben Dank!

Generell kann man diese Woche von erfrischenden Getränken oder Eis nicht genug bekommen, da sich der Hochsommer hinterrücks hervorgeschlichen hat und die Temperaturen im Nu hat hochfahren lassen. Langsam wurde es aber auch Zeit und so genieße ich meine letzten drei Wochen des Freiwilligendienstes hauptsächlich im Park mit Janine und Co. Auch wenn es nur noch knapp 20 Tage sind, steht in dieser Zeit noch sehr viel bevor: nächsten Freitag werde ich für ein paar Tage nach Hause fahren, bevor ich Martina einen Tag in Tübingen besuche und von dort aus weiter zum Southside Festival nach Neuhausen ob Eck, wo ich mich mit Janine, Marie und Paula treffen werde. Nach ein paar Tagen Arbeit in Niederbronn geht es dann auch schon auf das The Who Konzert nach London, was ich mit Uli und Bettina schon voller Vorfreude erwarte!

Nun halte ich es im stickigen Kämmerlein nicht mehr aus und verschwinde nach draußen, um noch die tägliche Ration Sonnenstrahlen in mich aufzunehmen. Einen warmen Sonntag allerseits! :)

Sonntag, 17. Mai 2015

Qu'est-ce qui s'est passé?

So viel, dass ich gar nicht weiß, wo ich überhaupt anfangen soll!
Als ich vor circa vier Wochen das letzte Mal einen Blogeintrag verfasst habe, habe ich mich nach Südfrankreich verabschiedet, wo ich eine Woche Seminar und eine Woche Urlaub hatte, in der ich meinen 20. Geburtstag gefeiert habe. Danach ging es mit Geburtstagen gleich weiter und ich wurde mit voller Wucht zurück ins Arbeitsleben katapultiert, da das Centre sowie meine französische Aufnahmeorganisation ICE ihre zwanzigjährigen Jubiläen begangen haben. Nach dieser anstrengenden Zeit hatte ich eine ruhige Woche, doch Zeit für einen Reisebericht konnte ich auch da nicht finden, da es Theresa und mich spontan auf eine kleine Elsasstour verschlagen hat.
Um ein wenig Ordnung in diese ereignisreichen vier Wochen zu bringen, habe ich mich dazu entschieden zu jedem größeren Event meine drei Lieblingserinnerungen aufzuschreiben - somit sprengt dieser Eintrag auch nicht den Rahmen der Vernunft.

Unser Seminar war in zwei Teile aufgeteilt, die wir an verschiedenen Orten verbracht haben.
So waren wir erst in einer Herberge in Le Chambon-sur-Lignon, einem kleinen Bergdorf mitten im Zentralmassif, welches sich an dieser Stelle in der Auvergne befindet. Der Ort ist bekannt, da der Israelische Staat ihm im Jahre 1990 den Ehrentitel "Justes parmi les Nations" gegeben hat, was übersetzt "Gerechte unter den Völkern" bedeutet. Diese Auszeichnung gedenkt der heimlichen Rettung vieler Juden durch die lokale Bevölkerung während des Holocausts, die beispielsweise in Chambon-sur-Lignon Schutz, Unterkünfte, Verpflegung und natürlich Solidarität bot. Heute gibt es in jenem Ort ein Museum, welches sich mit diesem Kapitel der Geschichte befasst und welches wir besuchen durften. Die super interessante Führung in den ansprechenden und modernen Räumlichkeiten ist Nummer Eins meiner drei Lieblingsereignisse.
Nach zwei Tagen haben wir uns noch weiter Richtung Süden bewegt, haben die Ardèche passiert und haben unser Domizil in der Nähe von Alès bezogen. Um genau zu sein haben wir mitten in den Bergen in einem ehemaligen Steinbauernhof gewohnt, der nur durch unendlich scheinende Serpentinen erreichbar war. Da kommt auch schon mein zweiter Punkt - die wunderschöne Berglandschaft der Cevennen, die im Frühling vor Leben nur so strotzt. Soweit das Auge reicht sieht man hellgrüne Esskastanienbäume, Pinienbäume und violett blühenden Goldregen. Wenn wir mit unserem Buskonvoi durch die malerischen Berge gefahren sind und der warme Fahrtwind unsere Haare durchgeweht hat, konnte man manchmal kleine Dörfchen mit hell getünchten Steinhäusern und terrassenartigen Gärten erahnen. So kitschig sich diese Szene auch anhören mag, die Beschreibung entspricht genau der Wahrheit!
Schlussendlich war das Schönste jedoch die Atmosphäre unter uns Freiwilligen. Sowohl mit den altbekannten Gesichtern als auch mit ein paar Neuen habe ich mich wunderbar verstanden und das komplette Seminar war von Freude, Gelächter und Motivation geprägt. Am letzten Abend wurde ich auch sehr wehmütig, da es wohl das letzte Mal war, an dem wir alle komplett versammelt waren. Die Abschiedsworte unserer Organisatorin Anne waren dazu noch so rührend, dass mein Herz lachend und weinend zugleich an diesen Moment denkt.

Sooo, die zweite Woche stand mein Urlaub gemeinsam mit Marie und Paula an - das war zumindest der ursprüngliche Plan, doch eine glitschige Treppenstufe und ein unglücklicher Fall kamen Marie in die Quere und so mussten Paula und ich alleine Avignon, Marseille, Antibes, Èze und Nizza bereisen.
Meinen ersten Lieblingsmoment sollte ich wohl eher als eine Ansammlung vieler Momentaufnahmen bezeichnen, da es sich hierbei um Marseille handelt. Von meinem Reiseführer wusste ich nur, dass Marseille eine ganz schön lange Zeit nur unter dem Spott des restlichen Frankreichs leiden musste, da es allgemein nur mit Dreck und Kriminalität verbunden wird. Ich für meinen Teil fand diese Stadt vom Stadtbild und der Atmosphäre her am spannendsten und facettenreichsten. Sicherlich ist es schäbiger als Nizza oder Cannes an der Côte d'Azur, aber ich finde, dass es dadurch eine wahre und realistische Stadt ist, die nicht nur als Magnet mehr oder weniger reicher Mittelmeertouristen fungiert. Hier haben Paula und ich uns übrigens mit Michaela und Sophie, zwei weiteren Elsassfreiwilligen, die auch gerade Urlaub gemacht haben, sowie mit Claudia und Alexandra, die glückseligen Südfrankreichfreiwilligen, getroffen und einen wunderbaren Tag mit ausgedehntem Stadtspaziergang, einer Visite der über der Stadt thronenden Kathedrale Notre Dame de la Garde und "burger marseillais" verbracht.
Glücklicherweise fällt meine zweite Erinnerung auf meinen Geburtstag. Am Morgen des 29. Aprils wurde ich mit einem Städnchen und einem Stück geheim organisiertem Erdbeerkuchen geweckt, was ein toller Start in die neue Dekade war. Ansonsten haben wir den Tag über die am Mittelmeer gelegene Festungsstadt Antibes besichtigt, abends lecker gekocht und auf das neue Lebensjahr angestoßen.
Als dritten Lieblingsmoment möchte ich euch von einer unglaublich anstrengenden und schweißtreibenden Wanderung von Èze-sur-Mer nach Èze-Village erzählen. Das Dorf wird von der Klippe zweigeteilt und wenn man vom einen zum anderen Teil kommen möchte, bleibt Fußgängern nur der steile Klippenweg durch die wilde Natur. Der "Sentier de Nietzsche", so genannt da Friedrich Nietzsche dort "Also sprach Zarathustra" schrieb, ist definitiv ein Terrain für Wanderausrüstung, was Paula und ich sorgfältig ignoriert haben. Mit Sandalen, Jutebeutel und Spiegelreflexkamera war der Aufstieg dementsprechend Kräfte zehrend, doch der tolle Ausblick über La Méditerranée war eine feine Belohnung!

So bleibt mir jetzt noch von der Geburtstagswoche des Centres und meiner Freiwilligenorganisation zu berichten.
Für diese besondere Woche fand natürlich eine deutsch-französische Begegnung zweier Jugendgruppen statt, die sich mit Thema Albert Schweitzer und seine Lebensweisheiten beschäftigt haben. Die Franzosen kamen aus Paimpol in der Bretagne und sind bisher unter den drei Gruppen, die ich am sympathischsten, motiviertesten und warmherzigsten fand - somit haben sich diese Schülerinnen und Schüler auch klammheimlich auf die Liste der schönsten Erinnerungen geschlichen!
Wie ich oben bereits geschrieben habe, war das Thema Albert Schweitzer und in Kleingruppen in den unterschiedlichsten Ateliers haben wir die Woche über einen Beitrag zu einer großen Geburtstagszelebration ausgearbeitet. Ich war im Chor und neben rhytmischen Percussions und Stimmübungen haben wir Zitate vertont. Da mir Gesang davor nie sonderlich Freude bereitet hat, ich diese Woche aber wirklich genießen konnte, landet der Chor als Öffnung meines kreativen Geistes auf der Liste.
Zu guter Letzt ist das Engagement der aktuellen, doch vor allem der ehemaligen Freiwilligen zu nennen, die in Scharen aus allen Ecken Europas zum Geburtstagswochenende des ICEs geströmt sind und tatkräftig mit angepackt haben. So viel Verbundenheit nach so vielen Jahren finde ich bemerkenswert!

Da mein Elsasstrip mit Theresa viel zu kurz war, um drei besondere Momente daraus auszusuchen, bleibt mir zu sagen, dass ich diese zwei Tage sehr genossen habe und es mich ungemein gefreut hat, noch einmal etwas mit ihr zu machen, bevor wir im Juli schon wieder andere Wege einschlagen werden. Nebenbei kann ich jetzt auch noch die Haut-Koenigsbourg, Sélestat und den Hartmannswillerkopf als Reiseziele im Elsass abhaken.

Ich versuche so schnell es geht, ein paar Bilder meiner Kamera auf den Blog stellen zu können, damit Ihr eine Vorstellung der schönen Orte habt, die ich allesamt besuchen durfte. Nun wünsche ich Euch aber erstmal einen angenehmen Sonntag mit warmer Abendsonne und Tatort :)

Sonntag, 12. April 2015

L'Avril Alsacien

Guten Abend meine Lieben! Nach einer etwas längeren, unproduktiven Pause für die ich mich bei Euch entschuldige, möchte ich nun gleich von mehreren Ereignissen berichten. Gleich zu Beginn wünsche ich Euch allen natürlich nachträglich "Joyeuses Pâques". Hoffentlich hat jeder von Euch das Osterfest genauso schön wie ich verbracht. Mich haben meine liebe Oma Renate und Bettina nämlich im Elsass besucht, wo wir einige Tage zusammen verbracht haben. Da Niederbronn als Ort zwar ganz schön ist und seine Reize hat, für drei Tage jedoch eindeutig zu beschaulich ist, haben wir uns dazu entschlossen sowohl Straßburg als auch Colmar auf unsere Reiseliste zu schreiben. In Straßburg haben wir das übliche Programm absolviert, was jedes Mal sehr schön ist. Dazu haben wir aber noch einen weitläufigen Nachtspaziergang durch Petite France gemacht, wobei ich ganz neue Seiten der Stadt, die ich so sehr mag, entdeckt habe. Nachdem wir den Ostersonntag mit einem phänomenalen Frühstück mit bunt gefärbten Eiern, Osterzopf aus Krefeld, Croissants, frischem Baguette, Lachs, Blutorangensaft und Schokoladen-Eiern begonnen haben, stand ein Ortswechsel auf dem Programm. Wir sind alle zusammen nach Colmar gefahren, einer Stadt im südlichen Elsass. Für mich war Colmar ein komplett neuer Ort in Frankreich, den ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht von Nahem betrachten konnte, sondern nur einmal im Bus passiert habe. Damals war ich ziemlich verwirrt, da ich an der Ortseinfahrt der Freiheitsstatue, die doch sonst die New Yorker begrüßt, gegenüberstand. Das hat, wie ich nun weiß, jedoch einen ganz simplen Grund - der Bildhauer, Frédéric Auguste Bartholdi, der die Statue of Liberty entworfen und kreiert hat, ist ein Sohn der Stadt. Daneben hat Colmar jedoch noch andere Sachen zu bieten. So kann man die Innenstadt nur als eine einzige malerische Mittelalterkulisse bezeichnen, die vor Gemütlichkeit und Schönheit nur so strahlt. Auch hier existiert ein Kanalviertel, das den Namen Petite Venise, also Klein Venedig, trägt. Pittoresk ist wohl das passendste Adjektiv, um diesen süßen, kleinen Teil Colmars zu beschreiben. Mit vollgeschlagenem Bauch, vielen neuen Eindrücken und müden Füßen bin ich am Ostermontag nach Niederbronn zurückgekehrt, wo ich erstmal von einer arbeitsreichen Woche empfangen wurde. Eine kleine, spontane Pause hat sich dann doch ergeben, als ich mit Marie für eine Tag über die Grenze nach Zweibrücken gefahren bin, wo wir ein paar Stunden im allseits bekannten Outlet verbracht haben. Komplett spontan haben wir dann noch bei Uli in Homburg vorbeigeschaut, bevor wir mit einem Zwischenstop bei einem deutschen Supermarkt zurück nach Frankreich gefahren sind. Dort haben wir mit selbstgebackener Lachs-Quiche und Cidre einen schönen Abend verbracht. Dieses Wochenende stand ganz im Zeichen des Engagements für die Stadt. So haben wir als Gruppe ausmehreren Freiwilligen beim großen Frühlingsputz geholfen und auf den Straßen Niederbronns den Müll eingesammelt. Belohnt wurden wir dafür mit Speis und Trank zusammen mit den anderen Dorfbewohnern. Abends ging unser Einsatz gleich weiter, da wir einen Flammkuchenabend für die Bürgerinnen und Bürger vorbereitet haben und bis spät abends fleißig in der Küche, am Ofen und im Service beschäftigt waren. Unsere Einnahmen werden übrigens dem 20. Geburtstag unserer französischen Organisation ICE-RF dienen, der am zweiten Maiwochenende gebührend gefeiert wird! Heute ging die Planung für dieses Event weiter, als wir den lieben, langen Sonntag über in Kleingruppen Animationen für die Festivitäten ausgearbeitet und vorbereitet haben. Somit hat mein freies Wochenende erst heute Abend gestartet, doch da die Zeit zusammen mit den Anderen wirklich spaßig war, macht mir das gar nichts aus. Die nächsten großen Dinge, die bei mir anstehen sind das Seminar, welches nächsten Samstag in den Cévennen beginnt. Nach einer Woche in diesem Gebirge in den südlichen Breiten des Landes werden Marie, Paula und ich zusammen weitere acht Tage im Süden verbringen. Avignon, Marseille und Nizza sind bereits fester Bestandteil unseres Urlaubs, was noch dazukommt, werden wir spontan entscheiden! Mein April ist also ein Monat voller schöner Ereignisse und um auch in vollen Zügen davon profitieren zu können, kämpfe ich nun gegen meine Müdigkeit an und gehe schlafen. Euch allen einen ausgeschlafenen Start in den morgigen Montag!

Sonntag, 22. März 2015

Motivé, motivé!

Guten Abend meine Lieben, hier melde ich mich nun nach einem erstklassigen Wochenende, das ich sehr genossen haben! Am Freitag Nachmittag hat mich mein Cousin Alex, der momentan Semesterferien hat, im kleinen Niederbronn-les-Bains aufgesucht und gemeinsam haben wir schöne zwei Tage verbracht. Als Einstieg in die hiesige Kultur ist eim Flammkuchen natürlich unverzichtbar und so haben wir nach einem Spaziergang nach Reichshoffen ein Restaurant aufgesucht. Den nächsten Tag haben wir in Straßburg verbracht, wo eine kompletter Fußmarsch durch La Petite France und eine Fahrt zum Europäischen Parlament auf dem Plan stand. Abends sind wir zurück nach Niederbronn gefahren, wo wir uns mit Marie, Janine und Paula im Moulin 9 getroffen haben, wo das Zebda Konzert stattfand. Auf dieses Ereignis haben wir ewig hingefiebert, da das Lied "Motivé" unser Freiwilligenjahr in Frankreich verkörpert und der Abend so einen sehr symbolischen Wert hatte. Doch nicht nur Zebda war sehr gut, sondern auch - und vor allem - die Vorband La Tchav Project, die mit ihrer Musik eine Welle des Frohsinns erzeugen konnte. Heute hat sich Alex wieder von mir verabschiedet und den Tag habe ich mit einem ausgedehnten Spaziergang zum Plan d'Eau de Reichshoffen ausklingen lassen. Ich wünsche Euch allen einen gemütlichen Abend und ab morgen viel Motivation für die neue Woche - ganz im Sinne von Zebda! :)

Dienstag, 17. März 2015

L'Arrivée du Printemps

Während der Frühling langsamen, aber immer sicheren Schrittes in Niederbronn einkehrt, gewöhne ich mich wieder an meinen alltäglichen Arbeitsrythmus, den ich gefühlt seit Dezember nicht mehr hatte. Da Theresa die letzte Woche auf ihrem Zwischenseminar in Dresden verbracht hat, wurde ich also gleich mir also gleich sehr viel Arbeit aufgebürdet und meinen Rechnungen zu Folge habe ich die letzte Woche 52 Stunden gearbeitet – bei einem eigentlichen wöchentlichen Stundensatz von 35! Die allmorgendliche Helligkeit, die wärmende Sonne und die sprießenden Blumen haben mich aber ein wenig trösten können. Bis Mitte April wird es übrigens genauso weiter gehen, da die nächsten Wochen die Zeit des Hochbetriebs im Centre sind und uns sowohl unter der Woche als auch am Wochenende immer eine Gruppe einen Besuch abstattet. Für diesen Frühlingsabschnitt muss ich mich also mit viel Motivation wappnen!

Doch à propos Besuch, am ersten Märzwochenende hat mich Filiz besucht und zu zweit haben wir einen wunderbaren Tag in Straßburg, Niederbronn und Umgebung verbracht. Es ist ein wirklich schönes Gefühl, sein Leben hier mit den Freunden aus Trier zu teilen. Denn so ist mein Alltag hier viel eindrücklicher und nicht nur eine vage Vorstellung. In der nächsten Zeit kann ich diese Gefühle noch ein paar Mal genießen, da mich am Freitag mein Cousin Alex für ein paar Tage besuchen kommt, ich nächste Woche an meinem freien Tag Bettina in Straßburg treffe und danach meine geliebte Martina den Weg ins Elsass auf sich nimmt :)

Ansonsten mag ich Euch noch von zwei Veranstaltungen erzählen, die sich aktuell in Niederbronn abspielen. Letzten Samstag fand hier ein Ostermarkt mit Kunst, Handwerk und Leckereien statt, der wirklich eine gute Abwechslung zum sonstigen Dorfleben geboten hat. Doch zum wirklich wichtigen Spektakel komme ich nun: mit einem Teil der deutsch-französischen Gruppe, die momentan im Centre ist, musste ich heute Einzelschicksale und Besucherhefte bearbeiten. Aus dem gelernten Wissen haben die Schüler ihre eigenen Gedanken geäußert, Einträge und Biographien kommentiert und ihre Ideen auf kleine Zettel geschrieben, die sie an einen Gedenkkranz angebracht haben. Normalerweile wird ein solcher Kranz von der Gruppe immer auf dem Friedhofsgelände abgelegt, doch heute kam es überraschenderweise anders. Mir wurde eröffnet, dass der heutige 17. März das siebzigjährige Jubiläum der Befreiung Niederbronn-les-Bains im Zweiten Weltkrieg durch die Amerikaner war und deswegen eine Gedenkfeier stattfindet. Die Gruppe konnte so bei der offiziellen Kranzniederlegung dabei sein und Feier aktiv mitgestalten, was eine wirklich gute Sache ist, doch leider hatte ich manchmal das Gefühl, dass den Schülern die Tragweite dieser Aktion nicht bewusst war. Ob sich die fünf Überstunden gelohnt haben, kann ich also nicht mit vollkommener Überzeugung behaupten, wobei das anschließende verre d'amitié im Rathaus dies wieder ein wenig wett machen konnte :)

Morgen in der Frühe geht es weiter mit der anstrengenden Arbeit und so wünsche ich Euch von ganzem Herzen eine gute Nacht und eine angenehme Woche – bisous mes amis!

Donnerstag, 5. März 2015

Le Noooord

Das vergangene Wochenende habe ich zusammen mit Marie und Paula im hohen Norden Frankreichs im Département Nord-Pas-de-Calais verbracht, das dem ein oder anderen sicherlich aus dem Film „Bienvenue chez les Chti's“ bekannt ist. Dort haben wir Sandra in Lille besucht und uns mit Mona, einer weiteren Freiwilligen, getroffen.

Nachdem wir morgens sehr früh Niederbronn hinter uns gelassen haben und nach sieben Stunden Autobahn ankamen, war uns danach, das Zentrum der Stadt „Vieille Lille“ zu Fuß zu erkunden. So sieht man deutlich den niederländischen Einfluss, der hier aus historischen Gründen herrscht, da diese Ecke des Landes einst sowohl zur Grafschaft Flandern als auch zu den Spanischen Niederlanden gehörte. Die flämische Sprache und Kultur ist noch deutlich spürbar und so haben wir uns für unseren Ankunftsabend ein traditionelles Estaminet ausgesucht, wo wir Welsch und Flamiche au Maroille, zwei sehr käse- und frittenlastige Gerichte, gegessen haben.

Dem zweiten zentralen Viertel haben wir uns am Sonntag gewidmet, da dann immer der über die Grenzen Lilles bekannte Marché de Wazemmes stattfindet, der wirklich ein einziges Spektakel ist. Auf engsten Raum werden unter freiem Himmel und in einer Markthalle Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch, Käse in allen Variationen, Tees, Kaffee, Säfte, Gewürze, Antipasti, Gebäck und sogar Klamotten, Teppiche, Stoffe und allerlei Alltagsgegenstände feilgeboten. Durch die engen Gassen schieben sich wahre Massen der verschiedensten Kulturen und der Markt ist ein einziges Durcheinander – ich kann einen Besuch definitiv empfehlen! Hier habe ich auch gelernt, dass man nicht gleich dem verführerischen Angebot von drei Avocados für 2€ in der ersten Marktstandreihe verfallen sollte, sondern sich minimal tiefer in das Geschehen der zweiten Reihe stürzen sollte, wo es das Gleiche für nur eine Euro gibt. Da lernt man was für das Leben :)

In Niederbronn bin ich jetzt wieder angekommen und werde nun auch erstmal wieder für eine lange Zeit hier bleiben und nicht gleich wieder umherreisen. Umso mehr freut es mich, dass sich meine liebste Filiz dieses Wochenende auf den Weg ins Elsass machen wird, um mir einen Besuch abzustatten. Je me réjouis de tout coeur!




Sonntag, 22. Februar 2015

Mon Bilan du Mois

Mein Aufenthalt in der Arche in Cuise-la-Motte endet in nunmehr drei Tagen und ich freue mich schon sehr darauf, wieder nach Niederbronn zurückzukehren und meine Umgebung dort mit allen ihren Vorteilen und natürlich Janine, Marie und Paula wiedersehen zu können.

Auch wenn sich dieses Urteil schlecht für mein Praktikum in der Arche anhört, möchte ich sagen, dass es das nicht ist – im Gegenteil, die Zeit war eine sehr gute Erfahrung!
Im letzten Eintrag habe ich von meinen Hemmschwellen gegenüber der körperlichen Arbeit mit den Behinderten berichtet, doch nach dem letzten Monat habe ich einen ordentlichen Teil meiner Scheu abgelegt und mich selbst überwunden, was mich zufrieden im Hinblick auf mich selbst zurücklässt. Generell bin ich froh, wie sich mein Leben hier entwickelt hat, da ich viel Wertschätzung für meine Arbeit und mein Dasein erfahren habe, besonders bei den Abschiedsrunden in der Colombe und der Passerelle. Das hat mir gezeigt, dass ich zu den hier lebenden Personen in der kurzen Zeit einen Draht ausgebildet habe, was ich nie erwartet hätte. Natürlich kann man diese Bindung nicht mit dem Verhältnis zwischen Langzeitassistenten und Bewohnern vergleichen, doch dieser Anfang einer Bindung hat mich schon sehr berührt :)
Ein Schmankerl waren hier definitiv die freien Samstage, die ich mit Theresa in Amiens, Paris und heute in Compiègne verbracht habe. Compiègne mit seiner hübschen Altstadt, dem freundlichen Samstagsmarkt und dem beeindruckenden Palais kann ich nur wärmstens empfehlen, sollte man einmal mehrere Tage in Paris oder dem Département Oise sein.Eine neue Umgebung mit neuen Städten oder auch altbekannte Städte mit neuen Menschen zu erkunden ist einfach eine wunderbare Gelegenheit, Frankreich noch besser kennenzulernen.
Im Allgemeinen kann ich aber auch sagen, dass sich meine anfängliche Vermutung, dass die Arche nicht der richtige FSJ-Typ für mich ist, bewahrheitet hat. Diese vier Wochen in der Picardie haben bei mir also nochmal besonders dazu geführt, dass ich das Projekt und das Leben im Elsass viel positiver betrachte, als es in den Wintermonaten der Fall war. Um es pathetisch und etwas überspitzt auszudrücken, ich wurde gelehrt, Niederbronn zu lieben.

So lange kann ich aber gar nicht in Wiedersehfreude schwelgen, da es mich am Wochenende für vier Tage nach Lille ziehen wird, wo ich mit Paula und Marie Sandra besuchen werde, die dort als Freiwillige arbeitet. Das nächste Mal versuche ich also, ein bisschen flämischen Charme auf diesem Blog zu versprühen, wenn ich endlich wieder die Möglichkeit habe, Bilder hochzuladen!
Mit dieser Bilanz verbleibe ich erstmal und wünsche Euch allen ein schönes Restwochenende.
À bientôt!

Dienstag, 3. Februar 2015

Bienvenue à L'Arche!

Seit nun mehr anderthalb Wochen befinde ich mich im Örtchen Cuise-la-Motte, das in der Picardie, einer Region nordöstlich von Paris, liegt. Hier lebe ich in der Arche, einer Einrichtung für Menschen mit geistiger und teilweise auch körperlicher Behinderung. Die Arche hier wird in Foyers und Ateliers eingeteilt, worunter man die Wohn- und Arbeitsstätten versteht.

Mein Foyer trägt den Namen „La Colombe" und wir leben hier mit sieben Bewohnern und sechs Assistenten zusammen. Das Leben kann man meistens als gemächlich und entspannt bezeichnen, da sich die Bewohner durch eine hohe Selbstständigkeit auszeichnen, was bei vielen Anderen nicht der Fall ist.
So komme ich auch gleich zu meiner Arbeitsstätte, der „La Passerelle". Hier kommen tagein, tagaus Bewohner mit einer Schwerbehinerung zur sogenannten Arbeit, was eigentlich nur bedeutet, dass sich Angestellte und Assistenten wie ich vormittags und nachmittags mit ihnen beschäftigen. Jeden Tag gibt es verschiedene Aktivitäten wie Massagen, Entspannung, Backen, Spaziergänge, Spiele, Musik oder auch Schwimmen und Reittherapie. Im Grunde genommen handelt es sich um Zeit, die man mit den Personen verbringt und in der man ihnen individuell Aufmerksamkeit schenkt. Ein Großteil der miteinander verbrachten Stunden wird allerdings für den in Frankreich üblichen „goûter", einer Mahlzeit für Zwischendurch, und die Toilette benötigt.

Für mich ist der Dienst als Freiwillige in der Arche eine Hundertachtziggradwende verglichen zum Centre in Niederbronn, da sich wirklich alles von der Wohnsituation über den Aufgabenbereich bis hin zum Alltag komplett unterscheidet. Wenn ich eine erste Bilanz ziehen müsste, würde ich sagen, dass ich sehr froh bin, die Möglichkeit zu haben, Einblick in ein sozial ausgerichtetes Projekt wie die Arche zu gelangen. Gleichzeitig merke ich, wie froh ich bin, nur einen Monat in Cuise-la-Motte zu verbringen, da ich teilweise doch große Hemmschwellen in der Arbeit und im Körperkontakt mit den körperlich Behinderten habe. Jeder Arche-Freiwillige erhält meinen vollsten Respekt!

Doch schon nach der ersten Woche habe ich Fortschritte meiner Einstellung und meines Handelns bemerkt und bin jedes Mal zufrieden, wenn ich mich zu etwas überwinde, dass ich vorher als undenkbar eingestuft hätte. Bis es soweit kommt, brauche ich aber immer erstmal meine Zeit. Ich denke, das ist vollkommen in Ordnung und kann nur an das altbekannte Learning by Doing appellieren!

Was mir auch geholfen hat, die erste Woche in La Passerelle zu verdauen, da mir die Arbeit dort schwerer fällt als in La Colombe, war das Wochenende, was der Erholung gedient hat.

Den Samstag, meinen ehrwürdigen, einzigen freien Tag in der Woche, habe ich mit Theresa in Amiens verbracht, der Hauptstadt der Picardie. Neben dem Rumschlendern durch ein schönes kleines Viertel mit vielen Kanälen und der Besichtigung der gotischen Kathedrale, die mir aus dem Kunstunterricht wohl bekannt war, haben wir die Zeit zur Reflektion benutzt, was ich sehr schön fand. Ein anderer Blickwinkel, eine andere Umgebung und viel Spaß können tatsächlich Wunder bewirken :)

Ein letzter Punkt, den ich gerne anschneiden würde ist die Religiösität der Arche. Innerhalb von sieben Tagen war ich sage und schreibe dreimal im Gottesdienst, war während vier Abendgebeten innerhalb des Foyers anwesend und lausche viermal täglich den die Mahlzeiten begleitenden Gesängen. Alle, die mich kennen, wissen, dass ich nicht viel mit Glauben am Hut habe und es war am Anfang sehr befremdlich für mich, mit so viel Spiritualität konfrontiert zu werden. Mittlerweile betrachte ich die Religion als eine Materie für sich und stelle mir sehr oft die Frage, wie etwas so Abstraktes solch einen überzeugten Anhang und Zustimmung gewinnen kann. Bis jetzt habe ich noch keine befriedigende Antwort gefunden, sollte dies aber der Fall sein, melde ich mich bei Euch – zu allererst bei Dir Filiz, du bist also schon vorgewarnt!

Vorab habe ich alles erzählt, was mir auf dem Herzen lag und hoffe, dass ihr Euch ein wenig vorstellen könnt, wie mein Leben dieser Zeiten abläuft. Müdigkeit spielt darin momentan auch eine nicht zu verachtende Rolle und so wünsche ich Euch eine gute Nacht. À la prochaine!

Montag, 26. Januar 2015

Wicked Ireland!

Wem fällt die erste Veränderung verglichen mit meinen sonstigen Einträgen auf? Richtig, die Überschrift ist heute nicht auf Französisch, sondern auf Englisch verfasst, da ich vom 13. bis zum 18 Januar meine liebe Anne in Irland besucht habe.

Ich bin wegen den unglaublich günstigen Ryanair-Flugpreisen von Frankfurt/Hahn aus geflogen und hatte so die Möglichkeit, noch ein schönes Wochenende im trauten Heim in Trier zu verbringen, an dem ich das erste Mal meine elsässischen Kochkünste ausprobiert habe. Ich fand das Essen gelungen und so wie ich die Reaktion meiner Eltern einschätze, hat es ihnen auch geschmeckt.

Doch zurück zum eigentlichen Thema! Am Dienstag kam ich gegen Nachmittag in Dublin am Flughafen an und musste den kompletten Weg von der Passkontrolle bis zum Ausgang vor mich hin lächeln, da ich mich so sehr auf das erste Wiedersehen mit Anne seit Ende Juli gefreut habe. Unsere Begrüßung, Umarmungen über Umarmungen über die Absperrung hinweg, war wahrscheinlich eine ziemlich herzzerreißende Szene.
Nach einer Fahrt, die mich durch ihren Linksverkehr ganz schön verstört hat, haben wir zu zweit erstmal einen Abstecher an den nahe gelegenen Strand gemacht und sind eine Runde spazieren gegangen, was vor allem dazu gedient hat, sich gegenseitig auf den letzten Stand der Dinge zu bringen.
Nach diesem ersten Spüren des irischen Wetters haben wir uns kurz in die Arche Leoithne im Dubliner Stadtteil Baldoyle, Annes Einsatzstelle ihres Freiwilligendienstes, begeben, bevor wir ins Herz der Hauptstadt gefahren bin. Es war schon ziemlich dämmrig, als wir durch die Stadt gelaufen sind und generell – das nehme ich hier schonmal vorweg – habe ich Dublin nie bei Helligkeit gesehen. Doch das ist nicht schlimm, denn dafür haben wir unsere nächsten Tage unglaublich gut genutzt und mit den verschiedensten Programmpunkten ausgefüllt!

Die nächsten beiden Tage haben wir in Nordirland verbracht, wo sich zum Linksverkehr auch noch der Pfund als Währung gesellt hat. Ich war restlos verwirrt, dabei hätte ich ja damit rechnen müssen, da Nordirland zusammen mit Schottland, Wales und England Teil des United Kingdom ist.
In Belfast angekommen sind wir durch die Straßen gelaufen und haben dabei mehrmals die City Hall im Herzen der Innenstadt passiert. Die geschwungene Treppe, die Ihr sicherlich alle aus dem Film „Titanic" kennt, wurde übrigens von der Treppe in eben dieser City Hall inspiriert – die ganze Stadt ist übrigens vom Titanic-Fieber erfasst, weil der Luxusdampfer dort erbaut wurde.
Eine andere Eigenart von Belfast sind die Spuren des Nordirland-Konfliktes, die noch überall zu sehen sind, ob es sich um meterhohe Mauern und Zäune zwischen katholischen und protestantischen Vierteln, Einschusslöcher oder die bekannten Murals, Wände mit politischen Botschaften aus jener Zeit besprüht und bemalt, handelt. Besonders eindrücklich fand ich, dass auch zu aktuellen Themen wie der Problematik am Gaza-Streifen etwas zu finden war.
Während unseres langen Spazierganges, bei dem es sehr schnell auch schon sehr dunkel wurde, haben Anne und ich festgestellt, dass Belfast verglichen mit Dublin einen viel schäbigeren und angeschlageneren Eindruck hinterlässt. Nichtsdestotrotz würde ich behaupten, dass Belfast einen gewissen Charme versprüht.
Unseren Abend haben wir in einem wahren Fresstempel einem All You Can Eat Restaurant verbracht, wobei mich alleine der Gedanke daran wieder Bauchschmerzen bekommen lässt. Glücklicherweise konnten wir uns noch ein wenig bewegen, da wir noch zu Fuß in einen Pub gegangen sind, wo wir eine Mitfreiwillige von Anne getroffen haben, in deren WG wir auch übernachten konnten. Meinen ersten Pubbesuch auf der irischen Insel habe ich einfallslos, aber traditionell mit einem Pint Guinness zelebriert.

Neben Belfast war unser zweites Ziel die Nordküste, die für ihre wunderschönes Naturschauspiel bekannt ist. Anne und ich waren erst nicht von der Überlegung begeistert, eine Bustour zu machen, die die Stationen Dunluce Castle, Bushmill's Distillery, Giant's Causeway und Carrick-a-Rede Rope Bridge abgeklappert hat. Grund dafür war, dass wir beide direkt die asiatischen Touristentruppen aus Trier im Kopf hatten, die für ein Foto an Sehenswürdigkeiten ausgespuckt und gleich darauf wieder eingesammelt werden. Nach einem kleinen Hin und Her von Abwägen des Preis-Leistungs-Verhältnis und der Gemütlichkeit haben wir uns für die Bustour entschieden und saßen am Donnerstag Morgen zusammen mit sechs weiteren Touristen, davon waren nebenbei fünf Asiaten, im Bus. Es war ganz schön witzig, innerhalb der ersten zehn Minuten bereits ein paar Vorurteile bestätigt zu bekommen. Alles in Allem war es aber eine wirklich gute Investition und die Mitfahrer sympathisch – definitely wicked!
Zu den beiden Hauptattraktionen möchte ich noch ein paar Worte verlieren. Der Giant's Causeway ist eine seit Ewigkeiten bestehende Steinformation, die sich durch Wind und Wasser an der Küste gebildet hat. Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass das Wetter dort so eine Kraft hat, Steine in solch eine Form zu schleifen, da auch Anne und ich mit den starken Windböen zu kämpfen hatten. Teilweise konnte man sich wirklich in den Gegenwind fallen lassen, ohne umzukippen. Das muss erstmal möglich sein! Ganz schön verfroren haben wir noch ein halbes Stündchen in einem netten Café verbracht, wo ich British Tea und einen Scone genossen habe, bevor wir weiter zur Carrick-a-Rede Rope Bridge gefahren sind. Dabei handelt es sich um eine wackelige Hängebrücke, die zwischen dem Festland und einer Felsinsel über das Meer gespannt ist. Wegen der tosenden See und dem peitschenden Wind haben wir uns dagegen entschieden, über die Brücke zu wanken und auch so war die Naturkulisse ein unglaubliches Spektakel! Weniger feierlich war allerdings der Rückweg zum Bus, der uns vollkommen nass und wieder einmal durchgefroren hinterlassen hat.
Zurück in Belfast haben wir auch gleich den Fernbus nach Dublin genommen, wo ich dann endlich fast vollständig trocken war. Dort sind wir noch in das belebte Viertel Temple Bar gegangen, wo sich das Dubliner Nachtleben abspielt. Dieses Mal stand Cider auf meiner Probierliste und ich muss sagen, dass es mir viel besser als das Guinness geschmeckt hat. Generell war der Abend sehr schön, weil die Atmosphäre im Pub durch die Livemusik gleich viel fröhlicher und lebendiger als sonst wurde.

Unser nächster Tag war der Freitag und es war schrecklich beängstigend, wie schnell die Zeit verging, immer mit dem Gedanken, dass ich übermorgen schon wieder zurückfliegen würde im Hinterkopf. Wir haben aber nicht verzagt, sondern eine weitere Reiseroute geplant, diesmal in den Südwesten Irlands. Dazu hat Anne das Auto der Arche bekommen und so sind wir gemütlich durch über die Grüne Insel gefahren, bis wir am ersten Zwischenstopp, Cashel, ankamen. Übrigens hat Irland das Attribut Grün wirklich verdient, denn wo man auch hinblickt sieht man grüne Weiden mit ein paar Schafen und der ein oder anderen Burgruine, wie im Bilderbuch. Eine Ruine hat uns auch im eben genannten Dorf erwartet, das Rock of Cashel. Dieses riesige Schloss trohnt über dem Ort und strahlt eine besondere Aura aus, Annes Reiseführer hat uns mit den Worten „Den ersten Anblick des Rock of Cashel werden Sie niemals vergessen." bestens darauf vorbereitet. Der Versuch, dieses Monumentalbauwerk perfekt in einem Foto einzufangen hat übrigens darin geendet, dass ich in eine Kuhweide gefallen bin. Und so war ich auch an diesem Tag wieder komplett nass, da ich meine Hose erstmal auswaschen musste. Ich denke, dass sich mein Karma gerächt hat, da ich kurz vor meinem Fall Anne ausgelacht habe, die mit ihren Schuhen in der Weide versunken ist.
Unser Endziel des Tages war Cork, eine gemütliche Studentenstadt, die uns am frühen Abend empfangen hat. Nachdem wir unser Hab und Gut in einer Herberge abgestellt haben, sind wir durch das Zentrum gelaufen, dass sich auf einer großen Insel befindet, die von zwei Flüssen begrenzt wird. Eigentlich ist der Stadtaufbau Corks nicht kompliziert, aber irgendwie hat unsere Intuition Anne und mir immer etwas Anderes zugeflüstert als den wirklichen Weg, doch so haben wir immerhin ungemein viel gesehen, einen leckeren Italiener und einen ziemlich interessanten Pub gefunden. An meine Liste der traditionellen Speisen und Getränke hat sich an diesem Abend ein Cider mit Birnengeschmack gereiht.

Nach einer kurzen Nacht sind wir motiviert wie nie zuvor aufgestanden und haben Cork am Morgen, auch mal schön eine unbekannte Stadt im Hellen zu sehen, erkundet. Unser erstes Ziel war der Campus des College und bei diesem Anblick ist man tatsächlich ins Schwärmen und Träumen über ein Auslandssemester an dieser Uni gekommen. Die nächste Etappe war der English Market, eine Markthalle, die mit sämtlichen Leckereien, wie Backwaren, Obst, Gemüse, Käse, Fleisch, Fisch und Antipasti ausgestattet ist. Mit einem frisch gepressten, grasgrünen Smoothie haben wir uns gestärkt und uns in das Geschehen gestürzt. Die wohl beste Entdeckung des Tages war der Brotstand, an dem Anne und ich uns mit einem Tomatenbrot und einem dunklen Sour Bread mit Feigen, Datteln und Walnüssen eingedeckt haben. Ich habe am Antipastistand mein restliches Geld gelassen, während sich Anne noch einen köstlichen Cheddar gekauft hat. Das Frühstück war ein Fest für die Sinne!
Als Ziel des Samstag Abend haben wir Dublin anvisiert, doch bevor wir dort ankamen, haben wir noch einen vierstündigen Stop in Kilkenny, einer Kleinstadt im Südosten Irlands, eingelegt. Neben dem obligatorischen Besuch des Kilkenny Castle sind wir einfach ein bisschen herumflaniert und haben den Nachmittag in einem Café verbracht, wo ich meinen heiß und innig geliebten Scone mit Rosinen gefunden habe – laut Anne war das auch endlich ein waschechter Scone.
Im Abendgrauen haben wir die letzten Kilometer bis nach Dublin hinter uns gebracht und haben uns entschieden in Howth, einer Fischerinsel ganz in der Nähe von Baldoyle, den letzten gemeinsamen Abend bei Fish&Chips zu genießen.

Insgesamt kann ich sagen, dass ich es wunderschön fand, Anne während unseres Auslandsjahres zu sehen, denn damit hat im Juli noch keiner von uns beiden gerechnet. Wenn man so einen Besuch dann auch noch mit einem ganz neuen Land und dazu einem so tollen wie Irland verbinden kann, bleibt mir nichts anderes übrig als zu sagen, dass es eine zauberhafte Woche war! :)

PS: Da ich momentan in der Arche bin und es hier nur an einem einzigen Computer Internet gibt und es leider unglaublich lange dauert, Bilder hochzuladen, belasse ich es beim Text. Bei Interesse einfach per Facebook melden!




Mittwoch, 21. Januar 2015

Désolée!

Da mein Laptop sich leider entschieden hat, den Geist aufzugeben, ist es mir nicht möglich, einen langen Eintrag zu veröffentlichen. Dabei würde ich Euch so gerne von meinen wunderbaren Tagen mit Anne in Irland berichten. Ich verspreche, dass ihr Euch auf einen mit zahlreichen Fotos gespickten Text freuen könnt - das werde ich so schnell wie möglich in die Tat umsetzen!

Am Samstag werden Theresa und ich für einen Monat in die Arche nach Cuise-la-Motte in der Picardie fahren, wo wir ein Praktikum absolvieren und so Einblick in eine andere Art von Freiwilligendienst gewinnen werden.
Auch von dieser Erfahrung werde ich Euch selbstverständlich berichten, c'est promis.

In der Hoffnung, schnell voneinander zu hören!
Die besten Grüße aus Frankreich :)

Montag, 5. Januar 2015

Je suis revenue!

Hallo meine Lieben, ich hoffe, dass Ihr alle ein frohes Weihnachtsfest und eine aufregende Silvesternacht verbracht habt und gut im neuen Jahr 2015 angekommen seid! Ich für meinen Teil kann das nur hundertprozentig bestätigen, da ich wirklich wunderbare zwei Wochen verbracht habe :)

Besonders schön war natürlich die Ankunft in Trier, die doch früher als erwartet stattfand. Mittlerweile weiß ich wirklich, was ich an der Heimat habe und wie sehr ich diese Stadt doch mag, was ich vor einem Jahr noch bestritten habe. Jedenfalls war meine Zeit Zuhause ausgefüllt von Treffen mit Freunden, gemeinsamen Glühweinabenden auf dem Weihnachtsmarkt, leckerem Vollkornbrot, einer nostalgischen Wanderung im luxemburgischen Müllerthal mit Uli und dem alljährlichen Weihnachtsbesuch bei meinen Großeltern in Spay.

Am 29. Dezember hat Paula den weiten Weg aus Blankenfelde auf sich genommen, um mich in Trier zu besuchen und gemeinsam haben wir noch einen gemütlichen Tag verbracht, bevor wir uns am Morgen des 31. Dezembers gen Luxemburg aufmachten und ein paar Stunden im Großherzogtum flanierten. Die finale Etappe dieses Tages war Straßburg, wo wir schwer bepackt mit Carepaketen, Pumpernickel und Geschenken gegen Abend ankamen. So haben wir an einem Tag also eine Dreiländertour gemacht!
Silvester haben wir zusammen mit Marie und anderen Freiwilligen in Yannicks Wohnung gefeiert. Er ist ebenfalls Volontär und hat sich für den Abend wirklich ins Zeug gelegt und für Raclette, Getränke und Schlafmöglichkeiten gesorgt. Pünktlich um Mitternacht waren wir am Place Kléber und haben mit einer unglaublich großen Anzahl an Menschen, die sich versammelt haben, das neue Jahr gefeiert.

Jedes Jahr nimmt man sich Vorsätze, in der Hoffnung, diese konsequent einzuhalten. Einer meiner Ideen für 2015 ist es, alle Chancen, die sich einem bieten, wahrzunehmen und spontan zu leben. Weniger gemütlich sein und aktiver das Leben nutzen. Genau das haben Paula und ich auch gleich durchgesetzt und sind am Neujahrstag nach Nancy gefahren, wo wir bis Samstag geblieben sind. Dort haben wir unsere erste Couchsurfing-Erfahrung gesammelt, die zugegebenermaßen durchwachsen war. Ich hoffe wirklich, dass wir das nächste Mal mehr Glück haben, denn prinzipiell ist das Couchsurfen eine super Sache, Menschen kennenzulernen, so einen Ort abseits der Touristenpfade zu entdecken und schlicht und einfach kostenlos zu reisen.
Die lothringische Stadt Nancy ist wirklich sehr, sehr schön und ist für mich wieder mit den Worten "typisch französisch" zu beschreiben, in etwa so wie die Häuserfassaden in Rennes. Das Highlight der Baukunst ist defintiv der Place Stanislas, der von den ebenso beeindruckenden Gemächern des polnischen Königs umgeben wird. Den Tag haben wir nach der Stadttour mit einem Kinobesuch im absolut empfehlenswerten Film "Les Héritiers" und einer Runde Sushi ausklingen lassen.




Heute ruft die Arbeit wieder und ich werde mich nachher auf den Weg ins Centre begeben. Allerdings stehen nur fünf Tage vor mir, bevor ich mich schon wieder auf in Richtung Trier mache, wo ich zwei Tage bleiben werde, bevor ich von Frankfurt-Hahn aus nach Irland fliege und meine liebste Anne besuche! Das Jahr startet also wunderbar :)